“Schule der Vielfalt” Jahresbericht 2022/23
m vergangenen Schuljahr 2022/23 hat unsere Schule der Vielfalt zahlreiche bedeutende Initiativen durchgeführt. Die Intersectional Student Union engagierte sich beispielsweise für die Sensibilisierung zu verschiedenen Themen, darunter Aktionen zum Welt-Aids-Tag, Holocaust-Gedenktag und Black History Month. Projekte wie die "Heartstopper"-Vorführungen, Spendenaktionen und die Komposition des Pride Day-Songs zeugen von engagierten Schüler*innen.
Ebenfalls wurden an unserer Schule erfolgreich Workshops zu Sexualkunde, LGBTQIA+ Zine-Workshops und Lesungen mit Lutz van Dijk wurden durchgeführt. Ein Highlight des Schuljahres war der erfolgreiche Pride Day, bei dem Primary und Secondary gemeinsam in Workshops und bei einer großen Assembly die Vielfalt an unserer Schule gefeiert haben.
Weitere Details zu diesen Aktivitäten und vielen anderen Erfolgen finden Sie im ausführlichen Jahresbericht.
Plakat- und Flyeraktion an der Sekundarschule: "Wir sind NMS."
Wenn ihr kurz vor oder nach den Sommerferien die Sekundarschule in der P30 besucht habt, habt ihr vermutlich bunte Plakate und Flyer im Schulgebäude gesehen, auf denen stand: "Wir sind NMS. Wir sind behindert. Wir sind queer." Sowohl den Flyer als auch die Plakate könnt ihr hier sehen. Leider war der Grund für die Plakate und Flyer weniger fröhlich als das bunte Papier, auf das sie gedruckt waren.
Zwei Mal während des letzten Schuljahres wurde ein Mitglied der NMS-Community zur Zielscheibe anonymer trans- und behindertenfeindlicher Flugblätter, die im Schulgebäude in der P30 ausgelegt wurden. Auf den Flugblättern wurde behauptet, dass autistische und queere Menschen wie die auf den Flugblättern benannte Person nicht an die NMS gehören. Glücklicherweise erkannten unsere wunderbaren Schüler_innen sofort, dass diese Flugblätter einen inakzeptablen Angriff auf die betreffende Person darstellten, sammelten sie ein und gaben sie bei Lehrer_innen und Sozialpädagog_innen ab. Aufgrund der Schwere dieser Angriffe wurde in beiden Fällen Anzeige bei der Polizei erstattet, aber der oder die Täter_in_nen konnten noch nicht identifiziert werden.
Während die anonymen Flugblätter versuchten, ein bestimmtes Mitglied unserer Community zu isolieren, besteht die NMS-Community tatsächlich komplett aus unglaublich vielfältigen Menschen, von denen sich viele als lesbisch, schwul, bi, trans, queer, inter oder asexuell und/oder als neurodivers, als chronisch krank oder als behindert identifizieren. Da es uns alle betrifft, wenn eine_r von uns angegriffen wird, hat eine Gruppe von etwa 20 Schüler_innen, Lehrer_innen, pädagogischen und anderen Angestellten sowie Eltern, von denen die meisten einer oder mehrerer der Gruppen angehören, die Ziel der Angriffe waren, ihre Freizeit und einen Teil ihrer Sommerferien geopfert, um zu bekräftigen, dass die NMS für Vielfalt und eine Schulkultur steht, in der jede_r mit all seinen_ihren einzigartigen Erfahrungen und Perspektiven willkommen ist und geschätzt wird.
Wir haben den Slogan "Wir sind NMS." entworfen, um zu betonen, dass es gerade die Beiträge all der vielfältigen Mitglieder der NMS-Community sind, die unsere Schule zu einem besonderen Ort machen. Bei diesen konkreten Interventionen, die eine Reaktion auf die Angriffe im letzten Jahr darstellen, wollten wir den Fokus dabei insbesondere auf queere und behinderte Menschen legen, die bereits ein integraler Bestandteil unserer Schule sind und dies auch weiterhin sein werden. Wir haben bewusst provokante Worte gewählt, die in einem Prozess des Reclaimings aus einer gewaltvollen Geschichte heraus wieder angeeignet und neu besetzt wurden, um uns selbst zu bezeichnen und damit zu unterstreichen, dass wir uns nicht dafür schämen, wer wir sind. Wenn ihr beispielsweise mehr über das Reclaiming des Begriffs "behindert" erfahren möchtet, könnt ihr z.B. hier weiterlesen, oder euch auf Englisch über die Bedeutung von identity-first language in der Behindertenbewegung informieren.
Was könnt ihr also tun, um an der NMS gegen Behinderten- und Transfeindlichkeit vorzugehen? Erstens könnt ihr die Dos and Don'ts lesen, die wir für den Flyer zusammengestellt haben (die ihr hier findet), und sie in eurem täglichen Leben umsetzen. Zweitens könnt ihr euch mit euren Fragen an die Intersectional Student Union an der Sekundarschule oder die Junior Intersectional Student Union an der Grundschule, die GEV oder eine der unten aufgeführten Kontaktpersonen wenden, um uns über Probleme zu informieren, die euch an der NMS aufgefallen sind, oder um eure eigenen kreativen Ideen gemeinsam mit uns zu verwirklichen.
(Junior) Intersectional Student Union:
Die ISU ist eine von Schüler_innen geleitete Gruppe an der Sekundarschule, die sich hauptsächlich auf die Unterstützung marginalisierter Gruppen und die Implementierung von Vielfalt an der NMS konzentriert. Wir sind eine Gruppe, die aktuelle Themen oder Probleme diskutiert, mit denen Schüler_innen in Bezug auf ihre Identität konfrontiert werden könnten. Die Junior ISU teilt diese Ziele und wird von Tanya Mokdad und Stephanie Greenwald geleitet.
Die ISU heißt alle Schüler_innen der Klassen 7-13 zu ihren Treffen willkommen, die normalerweise donnerstags um 15 Uhr stattfinden.
Die Junior ISU heißt alle Schüler_innen der 5. und 6. Klasse zu ihren Treffen im Rahmen des WUF willkommen.
Antidiskriminierungsbeauftragte:
In der Sekundarschule bieten die Antidiskriminierungsbeauftragten Given Rapholo und Sophia Codjoe einen sicheren Raum, in dem sie dich unterstützen und dir direkt und vertraulich dabei helfen, Erfahrungen zu verarbeiten und Konflikte zu lösen, bei denen du oder jemand, den du kennst, diskriminiert wurde(st).
Kontaktpersonen für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt:
In der Grundschule könnt ihr euch mit allen Fragen und Anliegen zu Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung an Tanya Mokdad und Lex Kartanė wenden. In der Sekundarschule könnt ihr euch an Lex Kartanė, Christopher Langhans und Kai Linke wenden.
Kontaktperson für Neurodiversität und Behindertenfeindlichkeit:
Ihr könnt euch jederzeit an Lex Kartanė wenden, wenn ihr Fragen habt, jemanden zum Zuhören braucht oder euch persönliche Unterstützung wünscht in Bezug auf Neurodiversität oder Behindertenfeindlichkeit, die ihr erlebt habt.
Kontaktpersonen für Inklusion und Wellbeing an der Grundschule und Kontaktpersonen für SEN (special educational needs) und Inklusion an der Sekundarschule:
In der Grundschule könnt ihr das Integrations- und Wellbeing-Team kontaktieren, wenn es um Nachteilsausgleich (NTA) und Förderstatus (FS) geht. Sie können dich mit Maßnahmen unterstützen, die Lern-Barrieren abbauen. An der Sekundarschule kannst du hierzu Sarah Dent, Julian Hensel, und Gülru Schindler kontaktieren.
(Stand: September 2022)
LSBTQIA+ Leitfaden
Dieser Leitfaden soll zu dem im Schulgesetz und im Landesantidiskriminierungsgesetz verankerten Diskriminierungsschutz der Schüler*innen speziell in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung, ihre Geschlechtsidentität und ihren Geschlechtsausdruck beitragen. Im Mittelpunkt des Leitfadens steht daher das Selbstbestimmungsrecht der Schüler*innen bezüglich dieser Merkmale. Der Leitfaden soll Lehrkräften als Orientierung dienen, wie sie dazu beitragen können, dass sich Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten jederzeit an der Nelson-Mandela-Schule wohl und willkommen fühlen können.
Unterstützung: Falls Mitglieder der Schulgemeinschaft Unterstützung rund um Fragen der Geschlechtsidentität benötigen, können sie sich schulintern an Kai Linke an der Sekundarschule (
Vorname und Geschlecht: Wenn Schüler*innen an der Schule einen anderen Vornamen und/oder ein anderes Geschlecht als die in ihrem Ausweis eingetragenen benutzen möchten, können sie (oder ihre Erziehungsberechtigten) sich an Dino Antunovic, Tanya Mokdad oder Lex Kartane an der Grundschule wenden (
Vertraulichkeit: Schüler*innen entscheiden grundsätzlich selbst darüber, ob und wie das Umfeld über ein Coming Out informiert wird. Sollten Schüler*innen explizit wünschen, dass ihre Erziehungsberechtigten nicht über die Änderung des Vornamens und/oder Geschlechts für den schulinternen Gebrauch oder über das Bestehen gleichgeschlechtlicher Beziehungen informiert werden, so besteht an dieser Stelle keine Informationspflicht seitens der Lehrkräfte. Die Schule kann jedoch die Vertraulichkeit von Namen und Pronomen, die im Schulalltag verwendet werden, nicht garantieren.
Formulare: Auf allen schulischen Dokumenten, auf denen das Geschlecht eingetragen werden muss, werden alle vier in Deutschland amtlichen Varianten (m/w/d/o [=ohne Eintrag]) vorgesehen und es besteht die Möglichkeit, diese einzutragen.
Repräsentation im Unterricht: Bei der Behandlung der geschlechtlichen und sexuellen Entwicklung sollten Inter- und Transgeschlechtlichkeit, nicht binäre Geschlechtsidentitäten, Homo-, Bi- und Pansexualität sowie andere queere sexuelle Identitäten als gleichberechtigte Varianten zu Cisgeschlechtlichkeit und Heterosexualität behandelt werden. Dies ist besonders in der fachübergreifenden Sexualerziehung und beim sozialen Lernen von Bedeutung. In den Gesellschaftswissenschaften sollte nach Möglichkeit die Geschichte und Gegenwart der cis_hetero_sexistischen Unterdrückung von LSBTQIA+ Menschen sowie deren Emanzipationskämpfe behandelt werden. In den Sprachen und den musisch-künstlerischen Fächern sollten Werke von LSBTQIA+ Menschen behandelt werden und LSBTQIA+ Menschen sollten auch sonst in den Unterrichtsmaterialien angemessen repräsentiert sein. In den Sprachen sollten darüber hinaus linguistische Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in der jeweiligen Sprache behandelt werden. In den Naturwissenschaften und in Mathematik können die Beiträge von LSBTQIA+ Wissenschaftler_innen als solche benannt werden. Bei all dem sollte darauf geachtet werden, einzelne Religionen, Weltanschauungen, oder Kulturen nicht als inhärent cis_hetero_sexistischer als andere darzustellen. Gleichzeitig sollte auch darauf geachtet werden, dass die Unterrichtsmaterialien die tatsächliche Vielfalt von LSBTQIA+ Menschen in Bezug auf andere Merkmale wie ethnische Herkunft, Religion und Weltanschauung, Behinderung, chronische Erkrankung, Alter, Sprache und sozialen Status widerspiegeln.
Sportunterricht (Grundschule):
Im Unterricht
In den Sportgruppen der Grundschule und bei internen Sportwettbewerben ist es nicht notwendig, die Gruppen nach Geschlecht zu trennen. Die Bildung von Gruppen und Mannschaften nach Geschlecht sollte vermieden werden. Bei Schüler*innen, die in die Pubertät kommen, sollte die Angemessenheit von Kontaktsportarten geprüft werden.
Umkleideräume
Die Schüler*innen sollten sich in den Räumen umziehen können, die ihrer eigenen Geschlechtsidentität am besten entsprechen. Für Schüler*innen, die sich nicht in Gruppenumkleiden umziehen möchten, sollte auf Anfrage eine private Umkleidekabine angeboten werden. Dies gilt auch für den Schwimmunterricht.
Falls Sportteams zu Sportstätten oder Wettkämpfen außerhalb der Schule reisen, muss im Voraus Kontakt aufgenommen werden, um sicherzustellen, dass geeignete Umkleideräume für Schüle*innen aller Geschlechtsidentitäten vorhanden sind.
Sportzeug
Geschlechtsneutrale Trainingsanzüge, T-Shirts, Shorts und Sportschuhe sollten während der Teilnahme am Sportunterricht getragen werden. Beim Schwimmen sollte schwimmspezifische Kleidung getragen werden.
Sportunterricht (Sekundarschule): Bei Bedarf können alle Schüler*innen mit ihrer Sportlehrkraft auf der Basis der zur Verfügung stehenden Umkleiden absprechen, wie ihre Umkleidebedürfnisse berücksichtigt werden können. Weiterhin sollte die Gruppierung im Sportunterricht unabhängig vom Geschlecht der Schüler*innen stattfinden. Alle Schüler*innen können bei Bedarf jederzeit die Gruppen wechseln. Wo eine unterschiedliche Bewertung nach Geschlecht vorgesehen ist, wird im Regelfall die empfohlene Bewertungstabelle für das im Ausweis eingetragene Geschlecht verwendet. Sobald Schüler*innen ihren Vornamen und/oder ihr Geschlecht für den schulinternen Gebrauch geändert haben, kann auch die von den Schüler*innen gewünschte Tabelle verwendet werden.
Gruppeneinteilung nach Geschlecht: Von Gruppeneinteilungen nach Geschlecht sollte grundsätzlich abgesehen werden, da dadurch oft Rollenklischees verstärkt werden. Sollte eine Gruppeneinteilung in Mädchen- und Jungen-Gruppen unumgänglich sein, sollte mit intergeschlechtlichen, transgeschlechtlichen und nicht-binären Schüler*innen im Vorfeld abgeklärt werden, welcher Gruppe sie sich zuordnen wollen. Alternativ kann auch grundsätzlich eine dritte Gruppe angeboten werden für alle Schüler*innen, die in einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe arbeiten wollen.
Toiletten: Jedes Gebäude der NMS hat mindestens eine geschlechtsneutrale Toilette. Intergeschlechtliche Schüler*innen dürfen jederzeit die geschlechtergetrennten Toiletten benutzen, auf denen sie sich am wohlsten fühlen. Transgeschlechtliche und nicht-binäre Schüler*innen dürfen dies, sobald sie ihren Vornamen und/oder ihr Geschlecht für den schulinternen Gebrauch geändert haben.
Klassenfahrt: Mit intergeschlechtlichen, transgeschlechtlichen und/oder nicht-binären Schüler*innen sollte im Vorfeld geklärt werden, mit wem sie in einem Zimmer übernachten möchten und ob eine abschließbare Einzeldusche sowie eine geschlechtsneutrale Toilette benötigt werden. Falls es theoretisch möglich ist, dass in der gewünschten Zimmer-Konstellation eine Schwangerschaft zustande kommen könnte, sollte bei Schüler*innen unter 16 das Einverständnis der Erziehungsberechtigten aller beteiligten Schüler*innen vor der Klassenfahrt eingeholt werden. Sollten intergeschlechtliche, transgeschlechtliche und/oder nicht-binäre Schüler*innen ein gemischtgeschlechtliches Zimmer, eine abschließbare Einzeldusche und/oder eine geschlechtsneutrale Toilette benötigen, muss deren Vorhandensein im Vorfeld mit der Unterkunft abgeklärt werden und gegebenenfalls eine inklusivere Unterkunft gesucht werden. Wenn in der Unterkunft ein Einzelzimmer verfügbar ist, kann dies intergeschlechtlichen, transgeschlechtlichen und/oder nicht-binären Schüler*innen angeboten werden, sie dürfen jedoch nicht gezwungen werden, gegen ihren Willen in einem Einzelzimmer zu übernachten.
Schimpfworte: LSBTQIA+ feindliche Schimpfworte sowie die Verwendung des Wortes “schwul” als Schimpfwort werden an der NMS nicht geduldet und von den Lehrkräften nach Möglichkeit unterbunden.
Bezüge:
Rahmenlehrplan Teil B: Fachübergreifende Kompetenzentwicklung
Berliner Landes-Antidiskriminierungsgesetz
Schlau NRW: Trans* und Schule: Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW
NMS empfiehlt: Ein Bücher-Regenbogen
Du willst mehr gute Bücher mit queeren Charakteren lesen? Oder mit Charakteren of Color? Wie wär's mit queeren Charakteren of Color? Jüdischen Charakteren aus der Arbeiterklasse? Feministischen Charakteren mit Behinderungen? Weißt du, wo du suchen musst, wenn du die Bücher finden willst, die dich interessieren?
Wirf mal einen Blick auf diese Liste von Büchern, in denen mindestens eine Perspektive vorkommt, die in der Gesellschaft und auf dem Büchermarkt oft marginalisiert wird, und die mindestens eine Person aus dem Kreis der NMS gerne gelesen hat. Sie enthält nicht nur Bücher aus vielen verschiedenen Perspektiven, sondern auch Bücher verschiedener Genres, aus verschiedenen geografischen Regionen, in verschiedenen Sprachen (bisher allerdings nur Englisch und Deutsch) und für Leser*innen unterschiedlichen Alters. Ihr könnt sogar einige dieser Bücher in einer unserer Schulbibliotheken ausleihen! Die Liste kann über die Suchfunktion in Google docs durchsucht werden, und als Bonus enthält das Dokument auch eine #OwnVoices-Liste mit Büchern speziell von schwarzen Autor*innen, die die Bibliothekar*innen der Grundschule für den Black History Month zusammengestellt haben.
Kai Linke
NMS-Lehrer